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Mann an der Harfe?

Ein Instrument und seine Klischees
"Harfe, die": Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass die Harfe den weiblichen Artikel abbekommen hat. Dieses Instrument wird klischeehaft mit der Frau und seichten Klängen in Verbindung gebracht. Ich selber erwische mich immer wieder, dass es mir viel leichter fällt mich zur Trommel als zu Harfe zu bekennen, wenn ich gefragt werde, welches Instrument ich spiele.

Ich weiß nicht wie es sich historisch verhalten hat. Gegenwärtig aber ist mann kein Exot an diesem Instrument. Allerdings muss schon zugegeben werden, dass es mehr Harfenistinnen gibt. Das Verhältnis ist sicherlich 3 zu 1. Das ist meine Schätzung, wenn ich an meinen "Harfen-Bekanntenkreis" und das alljährliche Harfentreffen auf dem Mosenberg denke.

Interessant ist noch, dass zwar jeder weiß, was eine Harfe ist, aber fast niemand eine zeichnen kann. Die Form des Rahmens ist noch bekannt. Beim Korpus hört es aber auf. Wie und woran die Saiten unten befestigt sind, ist für viele ein Rätsel. Zugegeben: als ich das erste Mal eine Harfe aus der Nähe betrachtete, hatte mich der große Korpus auch sehr erstaunt.

Ein Hauch von Exotik gibt es aber nicht nur für den Mann an der Harfe, sondern auch für das Instrument an sich. Das gilt besonders für die keltische Harfe, die im Gegensatz zur Konzertharfe im Orchester keinen festen Platz in der Musikwelt hat. Der Scharm vergangener Zeiten ist sicherlich auch begründbar. In Europa ist die Existens der Harfe seit ca. 800 n.Chr. belegt. Die keltische Harfe in Deutschland "boomt" seit Mitte der 70er Jahre, aber eher im Stillen, den wer - außerhalb der Szene - hat das schon mitbekommen? Beeindruckend ist auf jeden Fall die Schätzung, das gegenwärtig mehr Menschen Harfe spielen, als in der Geschichte der Harfe - und zwar zusammengezählt!

Gegenwärtig gibt es zahlreiche Harfenisten/-innen - mit Schwerpunkt im Jazz, die moderne Musik auf der Harfe spielen und sich wohl vorgenommen haben, mit dem Klischee der seichten Klänge zu brechen. Wer sich für die neunen Harfenklänge interessiert, dem seien zum Beispiel mal Park Stickney, Deborah Henson-Conant und Evelyn Huber zum Hören empfohlen.

Mann oder Frau, Harfe oder anderes Instrument., modern oder altmodisch. Wie auch immer. Ich finde es großartig, die Harfe (per Zufall) entdeckt zu haben. Jahrhunderte alte Melodien auf so einem wunderschönen Instrument zu spielen ist Balsam für die Seele. Besonders in diesen Zeiten.

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